19.10.03  Urnengang vom 19. Oktober 2003
 
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Zürich

Gewählt wird der National- und der Ständerat. Diese wählen dann wiederum den Bundesrat und bestimmen in zentralen Fragen wie der Hanf-Legalisierung, dem Verhältnis zur EU oder der Finanzpolitik. Deshalb sollte man unbedingt wählen gehen.



Schnell & bequem wählen: Ständerat

Josef Estermann, SP (als Ex-Stadtpräsident einer der urbansten Politiker). Zweite Linie leer lassen.



Schnell & bequem wählen: Nationalrat

Eine Liste aussuchen. Unverändert ins Couvert stecken. Fertig. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, findet weiter unten einen Vorschlag von votez.ch und Tipps zum wirkungsvolleren Wählen.

Liste 02 FDP: Die FDP steht für liberale Wirtschaftspolitik, das heisst, sie ist gegen staatliche Eingriffe. Privatinitiative und Markt sollen es richten. Die FDP bekämpft Bürokratie und vertritt die Interessen von Hauseigentümern, Aktionären und Unternehmern. In Finanzfragen steht die FDP für Steuer- und Leistungssenkungen. In gesellschaftlichen Fragen (Drogen, Abtreibung) ist die FDP aufgeschlossener als die anderen bürgerlichen Parteien. Die FDP hat eine Listenverbindung mit der SVP, der sie sich in letzter Zeit stark angenähert hat. Die Zürcher FDP ist eher gegen die EU.
(Bisher 6 Sitze, ein Sitz könnte an Liste 07 gehen)

Liste 03 Grüne Partei: Die Grünen sind nicht nur eine Öko-, sondern auch eine konsequente Linkspartei. Technischen Neuerungen stehen die Grünen kritisch bis ablehnend gegenüber. Die einzige Zürcher Vertreterin ist wenig aufgefallen. Die Grünen sind für einen EU-Beitritt. Listenverbindung mit CVP und EVP.
(Bisher 1 Sitz)

Liste 04 CVP: Die CVP ist die klassische Mittepartei. Als bürgerliche Partei verhilft sie der SP in sozialen Fragen immer wieder zu Mehrheiten. In gesellschaftlichen Fragen (Abtreibung, Scheidung) ist die CVP katholisch-konservativ. Die beiden Zürcher Vertreterinnen gehören zum sozialen Flügel. Listenverbindung mit den Grünen und der EVP.
(Bisher 2 Sitze)

Liste 07 FDP - Freie Liste: Die zweite Liste der FDP wird angeführt von Franziska Troesch und Thomas Wagner. Eine Chance, gewählt zu werden, hat Thomas Wagner, der liberaler ist als die meisten anderen FDP-Kandidaten und als Ex-Stadtpräsident die Interessen Zürichs genau kennt.

Liste 09 EVP: Die Evangelischen bieten Ex-Stadtrat Ruedi Aeschbacher, bekannt für die Förderung des öffentlichen Verkehrs auf Kosten des Autos. In gesellschaftlichen Fragen (Drogen oder schwule Partnerschaften) ist Aeschbacher stockkonservativ. Listenverbindung mit Grünen und CVP.
(Bisher 1 Sitz)

Liste 11 SP: Die SP ist eine klassische Linkspartei, die Lösungen vor allem durch staatliche Regulierung anstrebt. Sie vertritt die Interessen der Gewerkschaften, der Mieter oder der Ausländer. In gesellschaftlichen Fragen (Drogen, Schwulenrechte, Mutterschaftsversicherung) ist die SP zusammen mit den Grünen die offenste Partei. In Finanzfragen ist die SP gegen Steuersenkungen, in sozialen Fragen für Ausgabenwachstum auch auf Kosten der Bundesfinanzen. Die SP ist für einen EU-Beitritt. Listenverbindung mit der AL.
(Bisher 10 Sitze)

Liste 14 ZürichLink - AL: Die Alternative Liste steht weit links, ist ökologisch und urban. Sie versteht sich als Oppositionspartei. Chancen hat nur Spitzenkandidat Niklaus Scherr, Chef des Züricher Mieterverbandes und altgedienter Zürcher Gemeinderat, der die Probleme Zürichs im Detail kennt.

Liste 15 SP - Secondas plus: Die Secondas gehören zur SP und verstehen sich als Aushängeschild der zweiten und dritten Ausländergeneration. Sie setzen sich ein für Integration und Einbürgerung.

Liste 25 Freies Forum: Die Liste ist ein Vehikel, um Nationalrat Roland "nomen est omen" Wiederkehr (Ex-LdU) die Wiederwahl zu ermöglichen. Er hat sich verdient gemacht in Sachen Verkehrssicherheit, ist eher grün, in Friedensfragen engagiert und hat ein offenes Weltbild. Listenverbindung mit CVP, EVP und den Grünen.

Die restlichen Listen haben keinerlei Chancen, Kandidaten nach Bern zu senden.



Wählen für Fortgeschrittene: Nationalrat

Wir haben drei Listen-Vorschläge:

A: Die unideologische Liste

0206   Hans-Peter Portmann, FDP (Vorkämpfer für Schwulenrechte)
0206   Hans-Peter Portmann, FDP
0209   Gabriela Winkler, FDP (liberale, clevere Politikerin)
0209   Gabriela Winkler, FDP
0702   Thomas Wagner, FDP (liberaler, urbaner Politiker)
0702   Thomas Wagner, FDP
0302   Martin Bäumle, Grüne (gehört zum hedonistischeren Flügel)
0302   Martin Bäumle, Grüne
0306   Daniel Vischer, Grüne (ist wie geschaffen fürs nationale Parkett)
0306   Daniel Vischer, Grüne
1114   Chantal Galladé, SP (junge, unverkrampfte SP-Generation)
1114   Chantal Galladé, SP
1401   Niklaus Scherr, ZüriLink - AL (altgedienter, erfahrener Boss der Alternativen)
1401   Niklaus Scherr, ZüriLink - AL
1504   Andrew Katumba, SP - Secondas plus
1504   Andrew Katumba, SP - Secondas plus (wirbt mit: Wenn die Schweizer Neger sind, braucht es einen in Bern. Right on!)
2501   Roland Wiederkehr, Freies Forum (weltoffen und "parteifrei")
2501   Roland Wiederkehr, Freies Forum

Und so wird’s gemacht: Man streicht die ersten Namen einer Liste. (Ausser man findet jemanden besonders gut). Auf jede gestrichene Zeile kommen die obigen Namen. Man kann eine Person genau zwei Mal aufschreiben. Man kann irgendeine Liste nehmen. Wir empfehlen eine der folgenden Listen:
Liste 07 FDP - Freie Liste (um Thomas Wagner zu wählen)
Liste 14 ZüriLink - AL (um Niklaus Scherr zu wählen)
Liste 15 SP - Secondas plus (um Andrew Katumba zu wählen)
Liste 25 Freies Forum (um Roland Wiederkehr zu wählen)


B: Die locker-linke Liste

0302   Martin Bäumle, Grüne
0302   Martin Bäumle, Grüne
0306   Daniel Vischer, Grüne
0306   Daniel Vischer, Grüne
1101   Anita Thanei, SP (Mieteranwältin)
1101   Anita Thanei, SP (Mieteranwältin)
1102   Jacqueline Fehr, SP (Krippenpolitikerin)
1102   Jacqueline Fehr, SP (Krippenpolitikerin)
1103   Andreas Gross, SP (Friedenspolitiker)
1103   Andreas Gross, SP (Friedenspolitiker)
1106   Christine Goll, SP
1106   Christine Goll, SP
1108   Mario Fehr, SP
1108   Mario Fehr, SP
1110   Esther Arnet, SP (linke Energie- und Verkehrspolitikerin)
1110   Esther Arnet, SP
1114   Chantal Galladé, SP
1114   Chantal Galladé, SP
1401   Niklaus Scherr, ZüriLink - AL
1401   Niklaus Scherr, ZüriLink - AL
1504   Andrew Katumba, SP - Secondas plus
1504   Andrew Katumba, SP - Secondas plus

Je nachdem, wen man bevorzugt, wählt man die Grünen, die Züri-Link Liste oder SP-Seconda Plus, was dann der SP zu gute kommt.


C: Die aufgeschlossen-bürgerliche Liste

Man nehme die Liste 07 FDP - Freie Liste. Dort streicht man die oberen Namen und setzt dafür doppelt:

0201   Trix Heberlein, FDP (gehört nach Bern)
0201   Trix Heberlein, FDP
0202   Felix Gutzwiller, FDP (Speerspitze einer liberalen Drogenpolitik)
0202   Felix Gutzwiller, FDP
0206   Hans-Peter Portmann, FDP (Vorkämpfer für Schwulen-Rechte)
0206   Hans-Peter Portmann, FDP
0209   Gabriela Winkler, FDP (sehr liberale, clevere Politikerin)
0209   Gabriela Winkler, FDP
0401   Rosmarie Zapfl, CVP (gehört zum aufgeschlossenen CVP-Flügel)
0401   Rosmarie Zapfl, CVP
0701   Franziska Troesch-Schnyder, FDP - Freie Liste
0701   Franziska Troesch-Schnyder, FDP - Freie Liste
0702   Thomas Wagner, FDP - Freie Liste
0702   Thomas Wagner, FDP - Freie Liste
2501   Roland Wiederkehr, Freies Forum
2501   Roland Wiederkehr, Freies Forum

Den Rest kann man frei lassen, die Stimmen kommen dann Thomas Wagner zu gute. Oder aber man nimmt noch ein paar Namen von unserer unideologischen Liste.


Ein paar Tipps zum Selberwählen: Bei Listen, die schon ein paar Bisherige haben, wie bei der FDP, ist es interessant, wenn man die besseren Leute nach vorne bringt. Wir unterstützen z.B. Portmann, weil "Homosexuelle Partnerschaften" in Bern nur durchkommen, wenn sich auch Bürgerliche dafür engagieren. Zweimal Portmann auf einer Liste hilft, damit er auf der FDP-Liste weit genug vorne landet.

Bei kleineren Listen ist es fragliche ob sie überhaupt einen Sitz machen. Wem beispielsweise der altgediente Alternative Niklaus Scherr oder Strassenopfer-Nationalrat Roland Wiederkehr ein Anliegen ist, der legt die entsprechende Liste möglichst unverändert ein. Beide brauchen viele Listenstimmen, um überhaupt einen Sitz zu machen.

Listenverbindungen werden gemacht, damit bei überzähligen Sitzen wenigstens die eine von zwei Listen noch einen Sitz erhält. Das kann dazu führen, dass man mit einer Stimme für Thomas Wagner, der klar Anti-SVP ist, der SVP eine Stimme zuschanzt.

Viel über den genauen Standort der Kandidaten findet man auf www.smartvote.ch. Das Problem dabei, viele Leute die einem nahe stehen würden, sind auf Listen oder Listenplätzen, die dazu führen, dass man seine Stimme ganz andern Kandidaten gibt. Generell gilt: Es ist sinnlos, Leute zu wählen, die sehr weit hinten auf ihrer Liste sind. Die Stimme kommt dann nämlich jemandem zu Gute, den man gar nicht wählen wollte.



Wählen für Fortgeschrittene: Ständerat

Zu vergeben sind zwei Sitze. Leider dürfte der bisherige SVP-Mann wieder gewählt werden. Die Frage ist also, ob Josef Estermann (SP) oder Trix Heberlein (FDP) neu gewählt wird. Die restlichen Kandidaten sind chancenlos. Für Zürich wäre es besser, den Ex-Stadtpräsidenten mit seinem Know-how in Bern zu haben. Heberlein, die ständig betont, das Gleiche zu vertreten wie der SVP-Ständerat, wird als Nationalrats-Spitzenkandidatin der FDP sowieso wieder nach Bern geschickt.



Kommentar

Die grosse Frage dieser Wahlen lautet: Wird der Zuwachs der SVP mit einem zweiten Bundesratssitz belohnt. Klar ist, dass die SVP zulegen wird. Sie führt Dauerwahlkampf, verfügt über unbegrenzte Mittel und hat in Kantonen, wo sie bislang nicht oder kaum präsent war, ihre Organisation aufgebaut. Das heisst aber nicht, dass ihr ein zweiter Sitz zusteht. Die SP musste trotz grosser Stimmenanteile lange auf die adäquate Vertretung im Bundesrat warten. Und so könnte man auch den Blocher-Flügel draussen behalten, so lange er nicht gewillt ist, zivilisierte Politik zu machen.

Allerdings scheint das Spiel gelaufen zu sein, in den Medien meinen viele dumme Kommentatoren, Zauberformel bedeute eine Vertretung gemäss Stimmenanteil. Die FDP, auf die es in der Frage ankommt, ist in Zürich schon ganz zur SVP hin gekippt und hat Kandidaten wie Filippo "Arena" Leutenegger, die weltanschaulich zur SVP gehören. Und die SP hat in geistiger Umnachtung die Auffassung geäussert, es gäbe keinen Unterschied zwischen einem Bundesrat der CVP und einem der SVP. Man kann also davon ausgehen, dass die Schweiz einen Blocher-Bundesrat kriegen und damit ländlicher und konservativer werden wird.

Man tut deshalb selbst als aufgeschlossener, bürgerlicher Wähler gut daran, ausser sicheren eigenen Werten die Linke zu wählen, selbst wenn man deren Wirtschafts- oder Finanzpolitik nicht mag. In den nächsten vier Jahren dürfte die Linke in Wirtschafts- und Finanzfragen noch weniger durchdringen als bisher, und als Vertreter einer urbanen Schweiz mögen die bürgerlichen Kandidaten mit wenigen Ausnahmen nicht richtig zu überzeugen.

Und noch ein Stossseufzer aus dem Nähkästchen: Bei votez.ch haben wir sehr unterschiedliche Auffassungen. Was uns eint: Wir finden kaum Kandidaten, die uns wirklich zusagen. Trotzdem glauben wir, dass es sich lohnt, wählen zu gehen, und sei es nur, um damit die grössten Kotzbrocken zu verhindern.